Quadrizepskontraktur bei Jungtieren: eine unterschätzte Komplikation
- PhysiON Care

- 4. Nov.
- 2 Min. Lesezeit
Im Physion Care möchten wir dieses Mal auf eine häufig übersehene Komplikation bei Oberschenkelfrakturen junger Tiere aufmerksam machen: die fibrotische Quadrizepskontraktur.

Warum sind junge Tiere besonders betroffen?
Etwa 50 % aller Frakturen bei Hunden und Katzen treten bei jungen Tieren auf, deren Knochenwachstum noch aktiv ist. Ihr Skelett weist besondere Eigenschaften auf:
Dünnere Kortikalis und ausgeprägte Spongiosa
Dickes Periost mit hoher mechanischer Stabilität und starker Durchblutung
Hohe Elastizität und Porosität der Knochen
Schwächeres Knorpelgewebe (8× weniger belastbar als Knochen)
Sehnen und Bänder mit 2–5× höherer Belastbarkeit
Diese Faktoren führen dazu, dass Frakturen oft einfach sind, aber auch plastische Deformierungen auftreten können. Eine schnelle Diagnose und Behandlung – idealerweise innerhalb von 96 Stunden – ist entscheidend.
Wie entsteht eine Quadrizepskontraktur?
Nach einer Femurfraktur kann mangelnde Belastung des betroffenen Beins dazu führen, dass der Quadrizepsmuskel mit dem Knochenkallus verklebt. Dies verursacht eine progressive Hyperextension des Kniegelenks und eine Ankylose.
Risikofaktoren:
Alter: 3–5 Monate, distale oder mittlere Femurfraktur
Aggressiver chirurgischer Zugang mit schlechtem Weichteilmanagement
Unzureichende Frakturstabilisierung
Verlängerte Streckung durch Schmerz oder externe Fixierung (z. B. Schienen)
Protozoeninfektionen (Toxoplasma, Neospora spp.)
Diagnose: Woran erkennt man die Kontraktur?
Charakteristisch ist eine schmerzlose mechanische Lahmheit bei normaler neurologischer Funktion. Die betroffenen Muskeln zeigen eine ausgeprägte Kontraktur und Fibrose, wobei normales Muskelgewebe durch dichtes kollagenes Bindegewebe ersetzt wird.
Ausgeprägte Lahmheit der Hintergliedmaße
Steife Streckhaltung
Eingeschränkte Beugung von Knie und Sprunggelenk
Atrophierter, verhärteter Quadrizepsmuskel
Mögliche Patellaluxation oder Coxofemorale Subluxation
In schweren Fällen: Genu recurvatum, die fibrotische Quadrizepskontraktur
Therapieansätze
Die Behandlung hängt vom Fortschritt der Kontraktur und dem Zeitpunkt der Operation ab:
Nach >3–4 Wochen: Chirurgie + intensive Rehabilitation
Bei jungen Tieren: Frühzeitige chirurgische Intervention empfohlen
Chirurgische Optionen: Entfernung von Implantaten und Lösung von Adhäsionen – jedoch mit begrenzter Prognose.
Effektivste Maßnahme: Prävention durch:
Sorgfältige Operationstechnik
Schmerzmanagement
Frühzeitige Rehabilitationsmaßnahmen

Reha-Tipps für junge Tiere:
Physiotherapie sollte von Fachpersonal durchgeführt werden. Unsachgemäße Übungen durch Besitzer können kontraproduktiv sein.
Wichtig:
Gelenknahe Wachstumszonen meiden
Passive Bewegungsübungen zur Erhaltung der Gelenkfunktion
Frühzeitige Gewichtsbelastung fördern
EMS zur Muskelstimulation bei Nichtbelastung
Radiofrequenztherapie, Lasertherapie, Unterwasserlaufband, Cavaletti-Training
Ganz gleich, für welche Therapieform man sich entscheidet – eine intensive physiotherapeutische Betreuung, sowohl vor als auch nach der Operation, spielt eine entscheidende Rolle für eine erfolgreiche Genesung und langfristige Funktionserhaltung.

Wenn Sie Interesse an einem realen Fallbeispiel haben, laden wir Sie herzlich ein, uns auf unseren Social-Media-Kanälen zu besuchen. Dort teilen wir regelmäßig spannende Einblicke aus unserer Praxis und zeigen, wie moderne Rehabilitationsmedizin Leben verändert.
Ist Ihr Tierfreund betroffen? Zögern Sie nicht, frühzeitig Hilfe und fachkundige Beratung zur richtigen Rehabilitation einzuholen.
Sie können sich jederzeit mit uns in Verbindung setzen – wir helfen Ihnen gerne dabei, den besten Weg zur Genesung zu finden.




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